Die Kolumne «Gopfried Stutz» erschien zuerst im 

Leser: Lieber Gopfried Stutz, soll ich jetzt Aktien kaufen?
Gopfried Stutz: Ja, klar. Wenn nicht jetzt, wann denn sonst?

Leser: Ich denke, es gibt noch einen Chlapf.
GS: Gut möglich.

Leser: Aber dann sollte ich besser nicht Aktien kaufen.
GS: Ja, wenn es tatsächlich chlepft, hätten Sie keine Aktien kaufen sollen.

Leser: Warum sagen Sie denn: jetzt Aktien kaufen?
GS: Weil ich nicht weiss, ob es wirklich tätscht.

Leser: Was denken Sie?
GS: Keine Ahnung.

Leser: Inflation, Ukraine-Krieg, atomare Bedrohung, Lieferengpässe. Wie können Sie da trotzdem so optimistisch sein?
GS: Weil all das, was Sie jetzt aufgezählt haben, allen Börsenteilnehmenden rund um den Globus auch bekannt ist. Gerade deshalb sind ja die Aktienkurse entsprechend gefallen.

Leser: Haben Sie spezielle Aktien gekauft?
GS: Ja, börsengehandelte Aktienfonds, sogenannte ETF. Zum Beispiel den iShares Swiss Dividend.

Leser: Ist das eine gute Sache?
GS: Für mich ja, ob auch für Sie, kann und will ich nicht beurteilen.

Leser: Und wenn es tätscht?
GS: Dann wird der Kurs der gekauften Fondsanteile weiter sinken, und ich werde trotzdem gut schlafen. Dann werde ich weitere Anteile kaufen und mich auf die Dividenden freuen, die im nächsten Jahr ausgeschüttet werden.

Leser: Haben Sie noch andere Fonds gekauft?
GS: Ja, Anteile vom Aktienindex des SMIM. Der Ishare SMIM investiert in die 30 grössten Schweizer Firmen, die nicht im Swiss Market Index (SMI) enthalten sind. Die 21 grössten bis zur 50. grössten Aktiengesellschaft.

Leser: Warum geraden den? Zahlt er auch hohe Dividenden?
GS: Nicht alle dieser 30 Firmen zahlen hohe Dividenden. Ich will aber breit diversifiziert sein. Und ich war in diesem Fonds nicht mehr investiert.

Leser: Nicht mehr?
GS: Ich hatte meine Anteile im Juli 2020 zu 268 Franken verkauft und einen schönen Kursgewinn erzielt.

Leser: Moment mal: Wenn ich mich nicht irre, haben Sie viel zu früh verkauft. Der Kurs der Anteile stieg noch bis auf 370 Franken. Das sind 38 Prozent über dem Kurs, zu dem Sie verkauft haben.
GS: Na und?

Leser: Sie hätten einen viel höheren Gewinn erzielt, wenn Sie mit dem Verkauf zugewartet hätten.
GS: Das stimmt.

Leser: Hat Sie das nicht geärgert?
GS: Überhaupt nicht. Ich freute mich damals auf den stolzen Kursgewinn. Und jetzt freue ich mich, dass ich die Geduld aufgebracht habe und warten konnte, bis der Kurs unter den Verkaufspreis vom Juli 2020 gefallen ist.

Leser: Aber jetzt weiss ich immer noch nicht, ob ich auch Aktien kaufen soll.
GS: Ich auch nicht.

Dieses Gespräch hat so nie stattgefunden.