Die weiteren explorativen Szenarien sollten nicht dazu beitragen, die Kapitalanforderungen eines Finanzinstituts festzulegen, sagte Fed-Vizechef Michael Barr am Donnerstag. Sie würden verschiedene Arten von hypothetischem Stress in der Wirtschaft und den Finanzmärkten simulieren. Zusätzliche unterschiedliche Szenarien könnten helfen, zugrundeliegende Schwachstellen bei den Geldhäusern aufzudecken. Ausserdem könnten sie die Fed-Aufseher dabei unterstützen, die Banken besser zu überwachen.

Bislang prüft die Fed bei ihrem jährlichen Stresstest, wie die Grossbanken in einer hypothetischen schweren Rezession zurechtkommen würden, die in der Regel mit einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit und einem Rückgang des Wirtschaftswachstums einhergeht. Barr warnte auch davor, dass das Festhalten an einem einzigen Szenario dazu führen könnte, dass die Banken weniger in ihr eigenes Risikomanagement investierten oder auch ihre Portfolios optimierten, um die Ergebnisse des Tests zu maximieren, da er vorhersehbar werde. «Ein einziges Szenario kann nicht die Bandbreite der plausiblen Risiken abdecken, denen alle grossen Banken ausgesetzt sind. Dies hat sich immer wieder bestätigt, auch in jüngster Zeit», sagte Barr. Er verwies dabei auf die Zusammenbrüche von drei grossen Banken im Frühjahr, die die Branche und die Aufsichtsbehörden überraschten.

Barr teilte nicht mit, wie die Szenarien genau aussehen sollten. Er glaube aber nicht, dass eine grosse Anzahl davon benötigt würde, um «eine breite Palette von Ergebnissen für das Bankensystem» zu erfassen. Die Fed hat die Stresstests als Konsequenz aus der Finanzkrise von 2008 eingeführt, um die Anfälligkeit der Branche regelmässig einschätzen zu können.

(Reuters)