Das Thema schwacher Peso beherrscht die Präsidentschaftswahlen in Argentinien. Am Mittwoch sagte Carlos Melconian, Wirtschaftsberater der Oppositionskandidatin Patricia Bullrich, dass sich der offizielle Wechselkurs von derzeit 350 Pesos pro Dollar auf 500 Pesos pro Dollar abwerten würde. Auf dem Schwarz- respektive Parallelmarkt handelte der Peso allerdings schon kürzlich über der Marke von 1'000 pro Dollar.

Hintergrund ist, dass der Spitzenkandidat Javier Milei die Argentinier offen auffordert, mit dem Sparen in Pesos aufzuhören. Er plant bei einem allfälligen Wahlsieg, die Wirtschaft auf Dollar umzustellen. Dies zeigt nun schon vor der Wahl gravierende Auswirkungen.

"Es ist praktisch unmöglich, diese Woche Einkäufe abzuschliessen – alle warten auf die Wahlergebnisse“, sagte Juan Pablo Rudoni, Chef des modularen Bauunternehmens EcoSan, dessen Lieferanten Bestellungen stornierten, obwohl sie diese bereits bestätigt hatten. "Abhängig von den Ergebnissen denke ich, dass auch die nächste Woche schwierig wird.“

Rudoni ist nicht allein. Autowerkstätten erhielten diese Woche von Zulieferern die Mitteilung, dass sie erst nach der Abstimmung am 22. Oktober neue Teile bestellen können. Der US-Riese General Motors ordnete letzte Woche einen vorübergehenden Produktionsstopp in Argentinien an, da es an importierten Komponenten mangelte.

Eine Fabrik ausserhalb von Buenos Aires, die Papierhandtücher und Toilettenpapier verkauft, teilte den belieferten Warenhäusern mit, dass der Verkauf die gesamte Woche nach der Wahl ausgesetzt wird.

In der nördlichen argentinischen Provinz Jujuy berichteten lokale Medien, dass Tankstellen den Verkauf von Erdölprodukten einstellten, da Kunden versuchten, vor einer möglichen Abwertung Treibstoff zu horten. Im Süden des Landes sind Computer und andere elektronische Geräte in der patagonischen Provinz Neuquen nicht erhältlich, während Lebensmittelhändler und Supermärkte in der Agrarprovinz Chaco bereits davor warnen, dass einige Lieferanten erst nach der Abstimmung wieder liefern werden.

Laut einem anderen Berater der Oppositionsparteien handelt es sich bei allen ausgesetzten Aktivitäten um "ein beginnendes Verhalten vor der Hyperinflation“. Es spiegelt das hohe Haushaltsdefizit und die Dollarisierungs-Prophezeiung wider, erklärte Eduardo Levy-Yeyati in den sozialen Medien und kritisierte die Politiker aller Parteien. "Hoffentlich tragen die Ergebnisse vom Sonntag dazu bei, die Situation zu beruhigen.“

(cash/Bloomberg)