Die Schlagzeile, dass Blackrock bei der SEC ein Gesuch zur Bewilligung eines auf Bitcoin basierenden physischen ETF eingereicht hat, sorgte für Aufsehen. Die Nachricht hat den Kurs von Bitcoin über die Marke von USD 30'000 gehoben. Es war ein lang ersehnter Lichtblick für die Branche, die seit einiger Zeit vor allem durch negative Schlagzeilen aufgefallen ist. Man kann sich fragen, warum dieses Gesuch von Blackrock vom Markt so positiv bewertet wird.

Der Name Blackrock ist sicherlich ein wichtiger Faktor. Der weltgrösste Fondsanbieter ist nicht irgendwer. Allein die Tatsache, dass man sich bei Blackrock mit dem Thema Bitcoin beschäftigt, ist bemerkenswert. Der Finanzmarkt ist voller Opportunitäten und Krypto-Anlagen sind in den vergangenen zwölf Monaten nicht positiv aufgefallen. Aber weshalb will Blackrock einen ETF auf Bitcoin lancieren? Larry Fink, der CEO von Blackrock, liess verlauten, dass er der Überzeugung ist, dass Bitcoin die Finanzwelt revolutionieren werde, wenn «tokenisierte» Vermögenswerte und Wertschriften eine bessere Akzeptanz finden.

Es gab in der Vergangenheit bereits Versuche ETFs durch die SEC bewilligen zu lassen. Doch keines der Gesuche wurde genehmigt. Der Hauptgrund für die Ablehnung der Gesuche war, dass es keine adäquate Überwachung des Marktes gibt. Die SEC möchte, dass der zu Grunde liegende Markt reguliert und korrekt überwacht ist. Die SEC möchte jegliche Art von Manipulation und Betrug beim Handel vermeiden. Dieses Kriterium ist und war nicht gegeben. Alle Krypto-Börsen sind im Sinne des SEC nicht genügend überwacht und der Anlegerschutz ist nicht gewährleistet. In den Gesuchen, welche nun bei der SEC hängig sind, muss dieser Punkt adressiert sein ansonsten wäre das Gesuch nichtig. Blackrock will den Bitcoin ETF an der NASDAQ auflegen und die Börse soll in eine Überwachungszusammenarbeit mit einer in den USA domizilierten Handelsplattform eintreten. Wenn die etablierte Börse NASDAQ die Überwachung des Bitcoin Handels mitverantwortet, könnte dies durchaus eine Bewilligung ermöglichen. Die meisten grösseren Krypto-Börsen sind bereits vorbelastet und wurden in der Vergangenehit von der SEC angeklagt. Das spricht auch für die Gründung einer neuen «unberührten» Börse.

Der Bewilligungsprozess ist angelaufen. Die Chancen von Blackrock eine Bewilligung zu erhalten, werden mit 50:50 bewertet. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch zu bemerken, dass von insgesamt 576 Listing-Anträgen welche Blackrock in der Vergangenheit einreichte, nur eines von der SEC abgewiesen wurde. Neben dem Gesuch von Blackrock sind noch andere Gesuche für Bitcoin ETFs pendent. Wir erwarten eine definitive Entscheidung der SEC im vierten Quartal 2023. Auf jeden Fall würde ein positiver Entscheid dem Krypto-Markt weiter befeuern.

Die USA scheinen hier wieder einmal eine Vorreiterrolle einzunehmen. Zumindest medial ist es in Europa hinsichtlich der Thematik Bitcoin ETF sehr ruhig. Aber fast unbemerkt möchte man sagen, ist die Schweiz bereits einen Schritt weiter. Im Oktober 2021 hat die FINMA den ersten Krypto- basierten Index Fonds bewilligt. Der Krypto Market Index Fonds, ein Fonds nach schweizerischem Recht, ist professionellen Investoren zugänglich. Die Bewilligung eines Fonds zeigt, dass die FINMA offen ist für Krypto basierte Anlagen. Investoren können den Fonds wöchentlich zeichnen und zurückgeben. Die sichere Aufbewahrung des Fondsvermögens war einer der Hauptpunkte bei der Bewilligung des Fonds. Die Depotbank, welche für die Aufbewahrung verantwortlich ist, stand dabei im Vordergrund. Die SEBA Bank als regulierte Schweizer Bank hat mit der Bewilligung des Fonds auch die Bewilligung erhalten als Depotbank für Fonds nach schweizerischem Recht zu agieren und somit die Voraussetzungen geschaffen, dass Fonds mit Krypto-Anlagen überhaupt aufgelegt werden können. Das rechtliche Umfeld für Krypto Anlagen ist in der Schweiz weiter fortgeschritten als im EU-Raum oder den USA. Aber leider ist der Marktzugang in Europa für Anlageformen mit Schweizer Domizil limitiert. Die Voraussetzungen einen ETF in der Schweiz zu emittieren, sind grundsätzlich gegeben. Allerdings gibt es bis heute noch keine bewilligten Gesuche der FINMA. Im Sinne des Anlegerschutzes will man vermutlich Kryptos für den Retailkunden nicht zugänglich machen. Obwohl man sagen kann, dass in einem regulierten Fondsumfeld die Investoren eigentlich besser geschützt sind, als wenn diese direkt über irgendwelche Online-Börsen sich einem viel grösseren Risko aussetzen.

Die Thematik zeigt aber auch, dass die Krypto-Welt immer noch nicht richtig in die globalen Finanzmärkte eingebettet ist. Einerseits gibt es Versuche das Thema stark einzuschränken, um nicht zu sagen, zu verbannen. Andererseits scheint der Markt aber nach wie vor an eine weitere Entwicklung der Krypto-Assets zu glauben. Warum sollte sich sonst Blackrock ein Koloss mit global 10 Billionen USD verwalteten Vermögen mit diesem Randthema der Finanzwelt beschäftigen.

Die Möglichkeit, dass wir demnächst in den USA einen Bitcoin ETF sehen werden, ist grundsätzlich eine gute Nachricht für die Industrie. Nach der nun bald mehr als ein Jahr dauernden Durststrecke könnte dies den ersehnten Befreiungsschlag für die Branche bedeuten. Die Ambivalenz des US-Regulators ist aber immer noch ein grosses Fragezeichen. Wird man sich in den USA bezüglich der Aufsicht und dem Handel mit Kryptowährungen auf einen gemeinsamen Nenner einigen können? Momentan ist hier noch kein Ergebnis auf dem Tisch. Aber wir sind grundsätzlich positiv eingestellt, was die weitere Einbindung der Krypto-Welt in das bestehende Finanzgefüge betrifft, und erwarten weitere Fortschritte in den kommenden Monaten.